Kapellen und Nepomukstatuen
Neuferkapelle
Direkt an der Packerstraße, vor dem ehemals imposantesten Bauernhof des Dorfes Lieboch gelegen, findet sich eine Kapelle, die neben der Gottesmutter Maria noch den Aposteln Petrus und Paulus gewidmet ist. Die im schmiedeeisernen Gitter eingearbeitete Jahreszahl 1893 bezeichnet das Weihedatum, während die eingearbeiteten Initialen „ABSch“ für die Namen der damaligen Eigentümer Alois und Barbara Schreiner stehen. Die in der Kapelle ebenfalls angebrachte Jahrzahl 1878 erinnert wohl an den Ursprung bzw. Anlassfall der Errichtung.
Die inzwischen verstorbene Eigentümerin Maria Strommer nannte einen gewonnenen Gerichtsprozess als unmittelbaren Anlass zur Errichtung der Kapelle. Allerdings wusste sie auch von einem Vorgängerkreuz zu berichten, das sich an etwas anderer Stelle (Hühnerhof ) befunden haben sollte. Es war ein kleines Kreuz mit gemaltem Bild, welches an einen an dieser Stelle erschlagenen Mann erinnerte.
Mit der Einführung des elektrischen Stromnetzes in Lieboch wurde 1920 in der Kapelle ein ewiges Licht installiert. Aufgrund der hohen Stromkosten währte die „Ewigkeit“ aber nur kurz – schon in den wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahren erforderte der hohe Strompreis die Abschaltung. Die beiden letzten Renovierungen wurden 1980 und 1999 vorgenommen, so dass der Bildstock, im Gegensatz zum Bauernhof, bis heute in relativ gutem Zustand ist. Bei den Osterprozessionen diente die Neuferkapelle bis ins Jahr 2010 als Wendepunkt. Zu Fronleichnam wird ein Prozessionsaltar aufgebaut.
Anm: Inzwischen ist der Bauernhof einem Wohnbau gewichen und im Jahr 2018 wurde die Kapelle renoviert.
Spatenhofkapelle
Die den Aposteln Petrus und Paulus geweihte Kapelle in der Bahnhofstraße ist die einzige im Ortsgebiet, in der auch reguläre Messen gelesen werden dürfen. Der Innenraum enthält neben dem Altar einige Sitzbänke. Außerdem ist ein kleines Türmchen mit einer Totenglocke vorhanden. Juliane Ortner, die Besitzerin des gegenüber liegenden Bauernhofes vlg. Spathsimi (heute: Bahnhofstraße 56) hatte die Kapelle als Dank für die Genesung eines nahen Familienangehörigen im Jahre 1868 errichten lassen. Im Jahre 1885 wurde die Kapelle folgendermaßen beschrieben: „Sie ist im gotischen Stil erbaut, im Inneren gefärbelt, hat einen Altar mit einer schönen Muttergottesstatue und zwei Statuen der Apostel Petrus und Paulus, sowie mehrere Bilder“.
1916 schlug ein Blitz ein und verursachte einen Brand am Altar. Die letzte Renovierung im Jahre 1980 ist dem Liebocher Fremdenverkehrsverein zu danken. Durch den Umbau der Bahnhofstraße im Jahre 2010 erfolgte eine Verkehrsberuhigung im Kapellenbereich, die das Denkmal seither zu stimmiger Geltung kommen lässt.
Traditionellerweise findet hier am Karsamstag eine Osterspeisensegnung statt. Bis in die 1970er Jahre führte von der Pfarrkirche auch eine Bittprozession (Mittwoch vor Christi Himmelfahrt) zur Kapelle. Seit es keine Prozession mehr gibt, wird zumindest die Messe vor dem Altar gelesen, nicht zuletzt, um der seit 1870 erteilten Meßlizenz Genüge zu tun. Außerdem wurden bis in die 1980er Jahre regelmäßig Maiandachten gefeiert.
Dietlkapelle
Die kleine Kapelle an der Radlstraße wurde von Franz und Antonia Trummer erbaut und im September 1932 geweiht, um des tödlichen Motorradunfalles eines nahen Verwandten dauerhaft zu gedenken.
Eine erste Renovierung erfolgte in den 1960er Jahren, dann eine im Jahre 1982 durch den Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein Lieboch, sowie 2001 durch die Ortsteilgemeinschaft Spatenhof. Dabei wurde auch eine neue Marienstatue eingeweiht.
Tradition hat die seit den 1960er Jahren alljährlich am späteren Karsamstag-Nachmittag stattfindende Fleischweihe – die letzte Möglichkeit, um noch zu einer echten Osterjause zu kommen.
Artnerkapelle
Diese vorerst jüngste Liebocher Kapelle wurde im Jahre 2000 vom Ehepaar Roman und Elisabeth Artner unter Mitarbeit von Freiwilligen errichtet und am 15. August 2001 im Rahmen eines Festaktes durch Pfarrer Otto Pexa eingeweiht.
Besonders bemerkenswert ist der Portalbogen: Dieser stammt aus der alten Liebocher Kirche; er wurde von Benno Artner aus dem Abbruchsschutt geborgen und hat so nach 35 Jahren einen neuen, dauerhaften Platz gefunden. Die Marienstatue ist der Maria von Mariazell nachempfunden und stellt eine Verbindung zur familiären Herkunft von Elisabeth Artner her. Durch den in den letzten Jahren erfolgten Siedlungsbau im Bereich Strauchweg / Hofgasse liegt die Kapelle heute etwas versteckt und relativ unzugänglich. Dennoch finden in der Kapelle immer wieder Maiandachten statt.
Nepomukstatue am Schulpark
Nach dem Abriss des alten Schulhauses wurde der Schulpark neu gestaltet und die alte Johannes Nepomuk-Statue in einer gemeinsamen Aktion von Gemeinde und Pfarre repariert und 1958 neu aufgestellt. Der Ölanstrich der Statue wurde entfernt und ein neuer Sockel angefertigt. Der linke Arm war in einer früheren (durch Amalia Erregger im Jahr 1910 finanzierten) Renovierung aus Holz angestückelt worden und wurde nun in Stein ergänzt. Eine weitere kleine Renovierung erfolgte 1975.
Ursprünglich stand die Statue auf einem schönen Steinsockel, der mit der Jahreszahl 1740 versehen war und wohl das ursprüngliche Errichtungsdatum bezeichnete. Dieses fällt in jene Zeit, als die Liebocher sich intensiv um die Errichtung einer eigenen Kirche bemühten. Bereits 100 Jahre später, als der damalige Ortsgeistliche Georg Kollegger Nachforschungen anstellte, war der Grund für die Errichtung der Statue vergessen. Sicher ist nur, dass sich die Liebocher Gemeinde bei der Statue zum abendlichen Rosenkranzgebet versammelte.
Heute findet die Statue kaum mehr Beachtung - sie hat ihre Bedeutung für Pfarre und Gemeinde weitestgehend verloren, steht aber immer noch an sehr prominenter und sichtbarer Stelle, im Schatten des alten Roßkastanienbaums.
Anm: Seit dem Bau des Kreisverkehrs im Jahr 2015 "versteckt" sich die Statue nicht mehr hinter dem Zaun des Schulparks und der Nepomuk steht direkt am Fußweg. Im Zuge der Neugestaltung hat die Statue auch ihre linke Hand mit dem Kreuz wieder zurückbekommen.
Nepomukstatue in der Mühlau
Die an der Wegkreuzung in der Mühlau be"ndliche Statue zeigt den heiligen Nepomuk in seiner charakteristischen Haltung mit einem querliegenden Steinkreuz in den Händen. Die erhaltene Inschrift im schön gearbeiteten originalen Steinsockel lautet „Maria Theresia Owerlenderin 1798“ und erinnert an die damalige Stifterin und Besitzerin der Grundherrschaft Mühlau.
Für die Mühlau, vom Wasser der Kainach und der Brücke stark geprägt, passte die im Volk verehrte Heiligengestalt des Johannes Nepomuk nahezu perfekt. Die letzte Renovierung geht auf den Fremdenverkehrsverein im Jahre 1981 zurück.
Walter Plaschzug, aus "Liebocher Geschichte(n)"